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Burg und Schloss Saarbrücken

Von Alfred Werner Maurer

Inhaltsverzeichnis
Burg und Schloss Saarbrücken
1 Mittelalter bis 17. Jahrhundert
2 17. Jahrhundert
3 Übergang zum 18. Jahrhundert
4 18. Jahrhundert
5 19. und 20. Jahrhundert
6 Index
7 Literatur


Mittelalter bis 17. Jahrhundert
Historische Quellen aus dem Jahre 989 berichten von dem kaiserlichen Castell Sarabruca 1). Im Jahre 1009 wird es Veste Sarebrugka genannt 2). Nach einer Urkunde aus dem Jahre 1065 hat Herzog Friedrich von Niederlothringen die Burg vom König als Lehen erhalten. König Heinrich IV. schenkt das Castel Salentburca an Friedrichs Bruder Graf Adalbert von Saarbrücken, Bischof von Metz 3). Im Jahre 1168 wird die Burg des Grafen Symon auf Befehl des Kaisers Friedrich 1. zerstört 6). 1277 erwähnen Archivalien Castel und Bourg 4). Eine Urkunde vom 11. 01. 1485 berichtet, dass Graf Johann IV. begonnen hat ... ano 1459 wegen Kriegszeiten die beiden Städte zu befestigen und zu bewachen 5). Graf Johann IV. begann im Jahre 1563 Bollwerke um die Burg anzulegen und eine Zugbrücke über den Graben zwischen Stadt und Burg zu bauen 6). Der Historiograph der Grafen von Nassau-Saarbrücken Andreae berichtet, dass 1575 Graf Philipp zu Nassau-Saarbrücken das Sommerhaus zu Saarbrücken gebaut habe, und gibt in einer Grundrissskizze erstmals eine Vorstellung von der Burg 7). Das trapezförmige Geviert war mit ungleich breiten Gebäuden umschlossen. Der Wehrturm befindet sich auf der Westseite der Vier-Flügelanlage. Die Vorburg auf der Saarseite wird nach Nordwesten und Südosten durch Gebäude abgeschlossen 8).Das sommerhaus von Christmann Stromeyer 12) erbaut, ist auf dem südöstlichen Vorsprung des Saarfelsens angeordnet 13). Die Burganlage wird im Nordosten durch den Saarfelsen und die Saar, im Osten durcheinen Graben und im Süden u. Südwesten durch Bollwerk und Graben umschlossen. Der zugang zur Burg erfolgte von der Stadtseite her über die Zugbrücke gegenüber dem großen Turm. In der Südecke des gartens befindet sich der rothe Thurn 14), und gegenüber in der Nordecke steht das rund Thurnlein 15).

17. Jahrhundert
Die Handzeichnungen des Henrich Höer geben die Schlossanlage des 17. jh. authentisch und topographisch zuverlässig wieder 16). Diese übernimmt den in der Burg angelegten Vor und Haupthof. Dargestellt ist eine Vier Flügelanlage innerhalb eines Beringes mit verschiedenförmigen Bastionen. Die Schutzvorrichtungen der Schlossanlage Türme, Mauern, Torbauten und Gräben folgen der Topographie des Saarfelsens. Das Bollwerk wird durch dreiecksförmige Eck Bastionen verstärkt 17). Vier Flügel, drei im rechten Winkel zusammengefügt, umgeben den trapezförmigen Haupthof. Das Geviert ist mit gleichbreiten Gebäuden umschlossen. Die dreigeschossigen Baukörper werden durch vier in den Ecken des inneren Schlosshof eingestellte Treppentürme mit Wendeltreppen vertikal erschlossen. Nach Süden wird das Geviert durch vier übereinander liegende Arkaden abgeschlossen. Der Vorhof auf der Saarseite wird nach Nordwesten durch den so genannten Botzheimischen Bau 18) nach Nordosten durch einen eingeschossigen kleinen Gaden Trakt 19) und im Norden von der Schlossmauer gebildet. Das Sommerhaus auf dem südöstlichen Saarfelsen ist dem Gartenhaus vorgelagert.

Übergang zum 18. Jahrhundert
Historische Nachrichten berichten über die Zerstörung des Schlosses durch Kaiserliche Truppen am 16. Mai 1677 20). Die Wiederherstellung des Schlosses erfolgte um 1696 durch den Architekten Josef Ph. C. Motte dit la Bonté im Auftrag der Gräfin Eleonora Clara, Witwe von Nassau aus dem Hause Hohenlohe, und Sohn Ludwig Crato. Der Schlossflügel entlang dem Weg von St. Arnual Rauschen Thal, die heutige Talstraße, ist nach den erhaltenen Umbauplänen á la mode ausgeführt worden 21). Der Schlosshof wird nach Süden zum Garten hin geöffnet und mit einem eingeschossigen Arkadengang umgrenzt. Das Gartenterrain wird über den Bering hinaus durch einen terrassierten Barock Garten weit ins Tal erweitert. Eine SepiaZeichnung vom Schloss mit Marktplatz von Saarbrücken nach 1710 gibt eine Ansicht zu diesem Grundriss 22). Der Westflügel ist geprägt durch den Bergfried, der zur staufischen Zeit entstand und bis zum Abbruch dieses Schlosses beibehalten blieb 23). Dieser rechteckige fünfgeschossige Uhrenturm, sein oberstes Geschoß erhielt er im Jahre 1613, überragt den Dachfirst der vier Flügel und ist mit einer Schweifhaube mit Gauben und Laterne abgeschlossen. Die achteckigen Treppentürme in den vier Ecken des Innenhofes sind ebenfalls mit Schweifhaube abgedeckt.

18. Jahrhundert
Nach dem Tode des Grafen Friedrich Ludwig 1728 fielen die Besitzungen an den usingischen Zweig des nassau saarbrückischen Hauses. 1735 teilte die Fürstin Charlotta Amalia von Nassau Usingen die Erblande auf ihre Söhne auf Carl, der ältere erhielt die rechtsrheinischen nassauischen Länder und der jüngere, Wilhelm Heinrich, die linksrheinischen. Mit der Übernahme der Regierung durch die Söhne Charlotta Amalias von Nassau-Usingen 1735, Carl und Wilhelm Heinrich, wird der Architekt Friedrich Joachim Stengel 24) aus Zerbst beauftragt, ein Gutachten über den baulichen Zustand dieses Schlosses zu erstellen. Die Archivalien geben uns weiter Kenntnis von der Planvorlage am 26. 01. 1739 für einen Neubau. Der Wandel in der fürstlichen Lebensführung, die Aufgabe der Wehrbaufunktionen, die weltoffenere Haltung und der Wunsch nach einer freieren Anlageform mit Außenhöfen und Gärten und der Wille zu einer bequemeren und prachtvolleren Gestaltung und einer verfeinerten Wohnkultur begründeten die Aufgabe des befestigten Schlosses. Die Berufung des F.J. Stengel im Jahre 1733 als nassau usingen'scher Hofarchitekt und Bauinspektor, der von 1708-1712 an der königlichen Akademie der Künste in Berlin ausgebildet wurde, führte zu einer umfassenden städtebaulichen Planung mit großzügigen und qualitätsvollen Einzelbauten und Ensembles, wie Schloss mit Schlossplatz, Rathaus und Erbprinzenpalais, und dem Ludwigsplatz mit der protestantischen Ludwigskirche, der Friedenskirche und dem Palais. Im Stadtgrundriss von Saarbrücken werden die Prinzipien der Geometrie und Symmetrie mit ihren rechteckigen Platzanlagen und dem Achsenbezug "Point de vue" eingeplant. Der Schlossneubau wird anstelle des Vorgängerbaues auf dem Saarfelsen in das gewachsene Stadtgefüge, als ein die Bürgerhäuser überragender Wohn - und Verwaltungssitz, eingefügt. Durch Verfüllen der Burggräben im Bereich des heutigen Schlossplatzes und der Talstraße, das Schleifen der Mauern der Renaissance-Burg, die Umlegung des Saarlaufes sowie die Errichtung der neuen Schlossmauer entlang des Flusses wurde von F.J. Stengel die topographische Voraussetzung zur Errichtung der neuen Residenz auf dem Areal des Renaissanceschlosses geschaffen. Die Anlage eines großzügigen Barockgartens erforderte auch den Ausbau der den Abhang zur Saaraue herunter gestaffelten Terrassen. Im Jahre 1748 wurde dieses Schloss, eine zur Stadt hin geöffnete Dreiflügel Anlage, als Wohnsitz der Fürstenfamilie, Ort der Repräsentation und der Verwaltung fertig gestellt. Zur Durchführung des Bauvorhabens wurden Architekten, Ingenieure und Bauhandwerker aus allen Himmelsrichtungen engagiert.

Die Schlossanlage orientiert sich an dem Idealgrundriss des Quadrates, wobei die Dominanz des Corps de logis durch das die Eckpavillons und Rücklagen überragende Dach des Mittelpavillons entsteht. Bei der Dreiflügel Anlage wird dem Corps de logis an seinen Enden im rechten Winkel zwei gleichlange Flügel angegliedert. Die drei Flügel gruppieren sich, wie auch beim Vorgängerbau, um einen Hof, den diese einschließen und die einen zusätzlichen Lebensraum schaffen. Dieser hufeisenförmig angeordnete Flügelbau ist an seinen Ecken durch vier Pavillons betont, die an die Verteidigungstürme der Stadtburg erinnern. Die Cour d'honneur hat in der Symmetrieachse den Mittelpavillon als Zentrum der Schlossanlage. Der SO und der NO Pavillon verbinden das Corps de logis mit dem Nord und dem Südflügel. Während der Hof beim Vorgängerbau durch einen Flügel mit einem mächtigen Bergfried (Donjon) zur Stadt hin abgeschlossen war, öffnet sich die vierte Seite zur Stadt und wird durch eine Hermenbalustrade von der Avant cour so abgeschlossen, dass die Zufahrt in der Schlossachse liegt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der achsial auf den Schlossgrundriß bezogene Garten mit symmetrisch geformten Treppen zum Tal angelegt. Die Avant cour wird durch zwei achteckige Wachthäuser und schmiedeeiserne Gitter zwischen Stützpostamenten zur Stadt, Hang und Saarseite abgeschlossen. Die Zufahrt erfolgt durch ein Tor, das mit dem Haupteingang in das Corps de logis auf einer Achse liegt.

Das Grundschema der Dreiflügel Anlage bildet ein Rechteck von 65,45 x 61,34 Meter bzw. 212' 8" 7''' x 199' 4" 3''' Schuh. Das Corps de logis hat eine Länge von 65,45 Meter mit 15 Fensterachsen; davon entfallen 3 auf den Mittelpavillon, jeweils 3 auf die Rücklagen und die Eckpavillons. Die Tiefe von 18,26 Meter ist durch 4 Fenster unterteilt. Die Länge der Seitenflügel misst 43,08 Meter mit 10 Achsen, davon 7 in den Rücklagen. Der NW und SW Pavillon ist mit 3 Fenster 14,98 Meter lang und mit 4 Fenster 15,84 Meter breit 25). Diese geometrische Ordnung des Grundrisses wird durch die symmetrische Anordnung der beiden Haupttreppenhäuser an den Innenwänden der 3achsigen Rücklagen des Corps de logis unterstützt. Die Seitenflügel werden zusätzlich durch zwei Nebentreppenhäuser, jeweils an der Innenwand zwischen Rücklage und NW bzw. SW Pavillon liegend, erschlossen. Der Hauptzugang von der Cour erfolgt über drei Hauptportale im Mittelpavillon, weitere vier Eingänge befinden sich jeweils in der ersten Fensterachse der Rücklagen der Seitenflügel. Im Corps de logis befinden sich auf der Hofseite links und rechts des Mittelpavillons zwei repräsentative Haupttreppenanlagen. Diese Treppenanlagen liegen in den Rücklagen und sind symmetrisch gestaltet. Von der Cour d'honneur betritt man über eine dreistufige Freitreppe das Grand Vestibul. Zur Gartenseite liegt die Sala terrena (Gartensaal). Der Zeremonialweg führte vom Portal über die Cour d'honneur, den Ehrenhof, in das Corps de logis und von der Vorhalle über die Escalier d'honneur, die Ehrentreppe, zu den Audienzräumen der Fürstenfamilie in der Beletage. Von dort aus weiter ins Mezzanin zum prachtvoll ausgestatteten Grand Salon. Die Raumsuite des Fürsten befand sich im rechten Schlossflügel und die der Fürstin im linken Flügel der Beletage. Im rechten Flügel des Rez-de-Chausée befanden sich die Räume der Verwaltung und die Regierungsarchive. Im linken Flügel logierte die Militärverwaltung des von Wilhelm Heinrich unterhaltenen und dem König von Frankreich unterstellten Regimentes. Darunter im Souterrain befanden sich die Wirtschafts- und Lagerräume, welche über eine Tür von dem Hof vor dem Marstall über ein Nebentreppenhaus angedient wurden.

19. und 20. Jahrhundert
Bereits 1793 wird das Barockschloss in den Wirren der Französischen Revolution durch Brand teilweise zerstört. Um 1810 Wiederaufbau der Ruine als Wohnhausanlage. Der Mittelpavillon im einstigen Corps de Logis und das Mezzaningeschoss wurden abgebrochen. Das verbliebene Erd- u. Obergeschoss des Schlosses wird in drei Geschosse unterteilt und mit neuem Dachstuhl versehen. 1872 wird von dem Architekten Hugo Dihm im Auftrage des Eigentümers der anschließenden Schlossteile, dem Eisenhüttenbesitzer Karl Ferdinand Stumm die Baulücke des ehem. Mittelpavillons mit einem Saalbau schließen. 1938 erhält der Mittelbau zur Hofseite eine Fassade in Neobarock. Im zweiten Weltkrieg teilweise Zerstörung des westlichen Saarflügels und dessen Wiederaufbau 1947 / 48. In den Jahren 1981 bis 1989 wurde das Schloss als Verwaltungsgebäude des Stadtverbandes Saarbrücken vollständig renoviert und der Dihmschen Bau nach dem Entwurf des Architekten G. Böhm mit einem neuen Stahlskelettbau mit den Maßen des ehem. barocken Mittelpavillon überbaut. Die Hoffront Dihms ist in den neuen Baukörper integriert. Der Raum zwischen den Fassaden dient als Eingangshalle der Erschließung der Säle. Die Eckpavillons erhielten wieder anstelle der Walmdächer analog zum ehem. Barockbau Mansarddächer 26).

6 Index
1) Jungk 1, Reg. 35 (999, April 14, Rom)
2) Jungk 1, Reg. 37 (1009)
3) Jungk.1, Reg. 40 (1065, Saarbrücken)
4) Jungk.1, Reg.10 (1168)
5) Jungk. I. Reg. 561/562 ( 1277, Juli 2)
6) Urkunde vom 11.01.1485 bei Ruppersberg 111, 1903, 31.
7) HHStA Wiesbaden, in 1002, 4, p. 414
8) HHStA Wiesbaden, in: 1002, 5, fol. 266: Grundrißskizze des Registrators Johann Andreae (um 1638?).
11) Beim Ausschachten des unterirdischen Verbindungsganges zwischen dem Nord u. Südflügel anläßlich der Wiederherstellung des Schlosses wurden vom Verfasser Mauerwerksreste der mittelalterlichen Burg freigelegt, die besichtigt werden können.
12) Christmann Strohmeyer, tätig in Homburg, Schloß Philippsborn, in Neunkirchen, 1575 bestellt als kurpfälzischer Baumeister
13) Die Pläne der Ausgrabung aus dem Jahre 1938 und 1962 sind im Rathaus Saarbrücken, Kreisplanungsstelle archiviert.
14) Rolle, Friedrich: Curiosa Rolleiana, o. J., Ende des 18. jh" LKA Sbr., H 15: Die Rothe Türme sehen nicht roth aus, sondern beißen von der Blut Fahne, welche oben in signum prodictionis criminalis herausgehängt wurde, der, in Halle, Mainz, Meißen, Prag, Hannover, Saarbrücken .... Die Fundamente und ein Teil der mit Buckelquadern errichteten Turmmauer des Roten Turms wurden vom Verfasser im Oktober 1989 bei Bauarbeiten freigelegt. Diese Turmanlage ist auch identisch mit dem dickwandigen größeren Turm in der Zeichnung Höer.
15) HHStA Wiesbaden, in: 1002, 5, fol. 266: Grundrißskizze des Registrators Johann Andreae (um 1638?).
16) HHStA Wiesbaden: Abt. 3011, Nr. 3715, 35 1311. Abrisse derer Nassauiscben Residentz Schlösser von Henrich Höer (1617).
17) Im Oktober 1983 wurde vom Verfasser bei den Ausschachtungsarbeiten zum technischen Nebengebäude an der Talstraße ein Teil dieser umfangreichen Befestigungsanlagen in verschiedenen Schichten ausgegraben. Diese S Bastion des 17. Jh. und die südwestliche Wehrmauer wurden in den Neubau des technischen Nebengebäudes einbezogen und können besichtigt werden.
18) Der Botzheimische Bau, benannt nach dem dort um 1728 wohnenden Oberforstmeister, nach: Lohmeyer, K.: 1911, 30, Anm.3.
19) Kleiner eingeschossiger Quertrakt vor dem trapezförmigen Sommerhaus.
20) Köllner, Adolph, Geschichte der Städte Saarbrücken und St. Johann, Bd. 1, S. 315.
21) LA Sbr., Bestand Nassau Sbr. 11., Nr. 2855, S. 388 u. Bestand Pläne Nr. 2 ' 47.: ein farbiger Plan mit Ansicht des südlichen Schloßflügels und eine Zeichnung eines Barock Portals mit 2 läufiger Treppe.
22) Diese Zeichnung wird Anton Köhl zugeschrieben (in: Gesch. Landschaft an der Saar, 21. April 1962, Nr. 20) . Ein niedriger Arkadentrakt ist anstelle des ehern. Ostflügels eingezeichnet.
23) Bei Kanalisationsarbeiten im August 1977 entdeckte man eine 3 in dicke Mauer, welche zum Hauptturm des Renaissanceschlosses (1602 1687) gehörte. Im März 1989 wurde dann beim Abtragen der Freitreppe und der Neugestaltung des Schloßplatzes das komplette Turmfundament freigelegt.
24) Vgl. Koetschau K., von seinen freunden u. Verehrern zum 60. geburstag a 27. März 1928, Düsseldorf 1928, Der eigenhändige lebenslauf des Barock-architekten Friedrich Joachim Stengel (1694 bis 1787) mitgeteilt von Karl Lohmeyer, S. 93-104.
25) Entsprechend dem Sprachgebrauch des 18. Jhs. Werden die Seitenflügel vom Schloß aus, der zur Saar gelegene B als rechter, der zur talstraße gelegene als linker Flügel, bezeicnet. Die vier Eckpavillons werden nach der Lage der Himmelsrichtung als NW- SW-, SO- und NO-Pavillon benannt.
26) Architekturführer Saarbrücken in: Baumeister 94. Jahrgang München 1997;

7 Literatur
Lit. Maurer A. Die Baugeschichte des Saarbrücker Schlosses und deren Erforschung in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 43. Jahrgang 1995; Fissabre, E. u. Maurer, A., Gestaltbild Barockschloss Saarbrücken 1739-1748, Methoden, Arbeitsweisen, Quellen der Rekonstruktion, Im Eigenverlag 1980;


Hinweise zur Grafschaft Saarbruecken aus Literatur:

Das Gebiet des ehemaligen Fürstentums deckt sich mehr oder weniger mit den späteren Landkreisen Saarbrücken und Neunkirchen. Der heutige Stadtverband Saarbrücken führt in seinem Wappen den silbernen Löwen der Grafen von Saarbrücken, belegt mit den Kreuzen der Grafen von Commercy, und den goldenen Löwen der Grafen von Nassau. Der Stadtverband Saarbrücken hat seinen Sitz im ehemaligen Residenzschloss in Saarbrücken.

Die Grafschaft Saarbrücken ist ein ehemalig selbständiges, reichsunmittelbares Fürstentum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im deutschen Südwesten mit der Residenzstadt Saarbrücken. Ab 1381 wird die Grafschaft nach der neuen Herrscherfamilie aus dem Haus Nassau auch als Grafschaft Nassau-Saarbrücken bezeichnet.

Um das Jahr 1080 wurde der Graf des Saargaus, Graf Sigibert, mit den gesamten Besitzungen des Bistums Metz an der Saar, am Rhein und im Elsaß belehnt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Metzer Lehnshoheit nur noch Formsache, spielte aber im 17. Jahrhundert während der Reunionskriege Ludwigs XIV. wieder eine Rolle. Die Grafen führten ab 1728 den Fürstentitel.

Siegberts Sohn führte ab 1123 als erster Saargaugraf den Titel „Graf von Saarbrücken“. 1120 wurden die Güter im Elsaß abgetrennt, 1180 fand eine Erbteilung statt, bei der die Güter an der Saar und am Rhein geteilt wurden. Aus den letzten entstand die Grafschaft Zweibrücken.

1274 starb der letzte Graf aus dem älteren Haus Saarbrücken; seine Tochter Mathilde war mit Graf Simon von Commercy verheiratet, der sich fortan „Graf von Saarbrücken-Commercy“ nannte. 1381 starb auch dieses Grafenhaus in männlicher Linie aus, die Erbtochter hatte 1353 einen Grafen von Nassau aus dem Haus Nassau-Weilburg (Walramische Linie) geheiratet. Zunächst wurden die Güter an der Saar mit denen an Lahn und Main vereint, 1442 aber in eine linksrheinische Linie „Nassau-Saarbrücken“ und eine rechtsrheinische „Nassau-Weilburg“ (jüngere Linie Nassau-Weilburg) geteilt.

1507 heiratete Graf Johann Ludwig I. Katharina von Moers-Saarwerden, die einzige Erbtochter der Grafen von Moers-Saarwerden, wodurch 1527 die gesamte Grafschaft Saarwerden und die Herrschaft Lahr in den Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken kamen.

1574 starb das ältere Haus Nassau-Saarbrücken mit dem letzten katholischen Grafen, Graf Johann III. (der manchmal fälschlicherweise auch als Johann IV. gezählt wird) aus und die gesamte Grafschaft fiel wieder an das Haus Nassau-Weilburg. Dort hatte Graf Philipps Vater (in Nassau-Weilburg zählt er als Philipp IV., in Nassau-Saarbrücken aber als Philipp III.!) bereits 1526 die Reformation nach lutherischem Bekenntnis eingeführt, die nun auch für Saarbrücken galt. Diese Einführung der Reformation führte dazu, dass das Herzogtum Lothringen die Grafschaft Saarwerden als erledigtes Lehen einzog, wogegen die Grafen vor dem Reichskammergericht klagten. Der Prozeß zog sich viele Jahrzehnte hin und endete 1629 mit einem Vergleich, wonach die Dörfer Bockenheim und Saarwerden an Lothringen fielen. Gleichzeitig gerieten die evangelischen Gemeinden in Saarwerden in harte Bedrängnis durch die von Lothringen unterstützte Gegenreformation.

1642, nach dem Tode Graf Wilhelm Ludwigs im Metzer Exil 1640 und dem frühen Tode seines ältesten Sohnes Kraft, teilten die jüngeren Söhne Johann Ludwig, Gustav Adolf und Walrad die Besitzungen des Familienzweiges unter sich auf: Johann Ludwig erhielt Ottweiler, Gustav Adolf Saarbrücken und Walrad die linksrheinischen Besitzungen Nassau-Usingen. Da die beiden ersten Linien in der nächsten Generation schon wieder ausstarben, fiel die ganze Grafschaft letztlich an die Linie Nassau-Usingen, die 1735 Saarbrücken wieder abteilte.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das gesamte Gebiet fürchterlich verheert und ganze Landstriche entvölkert. Der Bevölkerungsverlust, der im ganzen Reich bei ca. 30 % lag, betrug in der Grafschaft gut und gerne 60–75 %. Da Lothringen vom Westfälischen Frieden ausdrücklich ausgenommen war, Frankreich ab 1679 im Zusammenhang seiner Reunionspolitik auch Ansprüche auf die Grafschaften Saarbrücken und Saarwerden erhob und schließlich ab 1688 der Pfälzische Erbfolgekrieg neue, schwerste Verwüstungen über ganz Südwestdeutschland brachte, war das Land bis zum Ende des 17. Jahrhunderts weiteren ungeheuren Belastungen ausgesetzt.

Die Grafen von Saarbrücken

1080 wird Siegbert erstmals als Graf im Saargau erwähnt, als er von Kaiser Heinrich IV. mit Wadgassen beschenkt wurde. Friedrich wird 1118 erstmals als Graf von Saarbrücken genannt. Die Grafen von Saarbrücken waren Vasallen der Bischöfe von Metz und waren im 13. Jahrhundert Anhänger der Staufer. Graf Friedrich war Schwiegervater Herzog Friedrichs II. von Schwaben, des Vaters Kaisers Friedrich Barbarossa. Ein jüngerer Sohn des Grafen Simon I. begründete das Haus der Grafen von Zweibrücken. Graf Simon III. legte 1227 in einem Erbvertrag mit dem Bischof Johann von Metz die Erbfolge für seine beiden Töchter Lauretta und Mathilde fest. Als 1271 die Grafschaft an Mathilde ging, erhob jedoch der neue Bischof, Lorenz, Einspruch gegen die weibliche Nachfolge. Mathilde nahm im Bund mit Herzog Friedrich III. von Lothringen den Kampf um ihr Erbe auf und wurde dafür exkommuniziert. Die Erbkämpfe zogen sich bis nach ihrem Tod hin, doch letztlich konnte sich ihr Sohn, Simon, durchsetzen. Ein jüngerer Sohn Graf Johanns I. begründete die Linie Saarbrücken-Commercy die 1417 in den Besitz der Grafschaft Roucy gelangt.

Broyes-Commercy

Durch die Ehe Gräfin Johannas mit Graf Johann I. von Nassau-Weilburg-Merenberg gelangt Saarbrücken in den Besitz des Hauses Nassau. Weil dieser letztgenannte Johann manchmal als Johann III. gezählt wird (obwohl er nie regierender Graf von Saarbrücken war), wird manchmal Johann III. von Nassau-Saarbrücken auch als Johann IV. gezählt.

Der Wiederaufbau des Landes ging nur zögernd voran, gelang aber ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts, nicht zuletzt befördert durch eine geschickte Ansiedlungspolitik der Grafen (wiederholt wurden französische Hugenotten und evangelische Österreicher ins Land geholt, aber auch katholische Immigranten z.B. aus den Niederlanden angeworben). Dem kam die Entdeckung der ertragreichen Steinkohlegruben und ihre Verstaatlichung zuhilfe, was zu einer wirtschaftlichen Blüte führte. Die Residenzen des Landes (vor allem die Städte Saarbrücken und Ottweiler) wurden durch den fürstlichen Baumeister Friedrich Joachim Stengel unter den Fürsten Wilhelm Heinrich und Ludwig glanzvoll ausgebaut.

Das Fürstentum wurde 1793 von französischen Revolutionstruppen besetzt. Die fürstliche Familie konnte in den unbesetzten Teil des deutschen Reiches flüchten. Nassau-Saarbrücken wurde, wie später das gesamte linke Rheinufer, Frankreich einverleibt. Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 kam es zur preußischen Rheinprovinz.

 

Drei Vertreter des Grafen- bzw. Fürstenhauses waren aus verschiedenen Gründen ursprünglich nicht in der Schlosskirche Saarbrücken, der Grablege der Saarbrücker Grafen seit dem 17. Jahrhundert, beerdigt worden:

  • Graf Gustav Adolf († 1677)
  • Fürst Ludwig († 1794)
  • Erbprinz Heinrich († 1797)

Graf Gustav Adolf konnte nach seinem Tod in der Schlacht am Kochersberg bei Straßburg wegen der anhaltenden Kriegszustände nicht nach Saarbrücken überführt werden, er wurde deshalb zunächst einbalsamiert und schließlich 1690 in der Kirche St. Thomas in Straßburg beerdigt. Trotzdem wurde ihm und seiner Frau in der Schlosskirche ein prachtvolles Grabmal errichte. In Straßburg fand man bei Bauarbeiten 1802 seinen Sarg mit dem komplett mumifizierten und praktisch unversehrten Leichnam. Der Graf wurde daraufhin unter einem Glasdeckel in einer Seitenkapelle der Kirche „ausgestellt“. 1998 wurde diesem unwürdigen Zustand ein Ende gesetzt und der Leichnam nach Saarbrücken überführt und in der Gruft der Schlosskirche in einem offiziellen Staatsakt beigesetzt.

Fürst Ludwig war 1794, ein Jahr nach der Flucht vor den französischen Revolutionstruppen, im Exil in Aschaffenburg gestorben. Da eine Überführung nach Saarbrücken damals nicht möglich war, wurde er in aller Stille in der Familiengruft der Fürsten von Nassau-Usingen in der Laurentiuskirche in Usingen, bestattet. 1995 wurde der Verstorbene auf Initiative des „Freundeskreises Fürst Ludwig“ von dort nach Saarbrücken verbracht, um in der Schlosskirche Saarbrücken neben seinem Vater Wilhelm-Heinrich in dessen Gruft beigesetzt zu werden.

Erbprinz Heinrich war 1797 29-jährig bei einem Reitunfall in seinem Exil in Cadolzburg (bei Ansbach) gestorben, wo er auch zunächst bestattet worden war. In seinem Testament hatte er aber festgelegt, dass er in Saarbrücken, und zwar im Park des Schlösschens „Monplaisir“ auf dem Halberg beerdigt sein wolle – diese Bitte wurde 1976 endlich erfüllt.

Bedeutende Persönlichkeiten, die in der Grafschaft Saarbrücken wirkten:

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